14. - 21. September 2009
Venedig ist sicherlich nicht nur für mich ein idealer Exkursionsort. Neben den Altmeistern Bellini und Tizian bieten die neuen Meister der Biennale eine herausragende Chance für eine gelungene, bildungsreiche Exkursion. Allerdings fällt mir auf klassischen Studienreisen oftmals auf, dass sich die Teilnehmer zwar in der Auseinandersetzung mit fremden Positionen üben, jedoch nicht dazu angehalten werden, sich selbst zu positionieren und das Spiel mit der Kunst zu suchen. Auf meiner Venedig-Exkursion wollte ich beides: Sowohl Besuch der Biennale, der Museen für zeitgenössische Kunst, der Accademia, verschiedener Kirchen, als auch die Entwicklung eines eigenständigen künstlerischen Handelns vor Ort. Um dies zu erreichen, war ein vorgeschaltetes Blockseminar notwendig, auf dem die Studierende einige Parameter von Aktions- und Performance-Kunst erlernten.
Simone Haupts ursprüngliche Performance-Idee gelang zunächst nicht. Deswegen änderte sie ihre Idee und konzipierte im weißen Gewand und blau schillernder Perücke spielerisch neue Varianten. So entstanden eindrucksvolle Szenen am Strand. Simone Hollmann hatte sich vorgenommen, nach ihrem Referat über Tobias Rehberger in seinem Café eine Performance durchzuführen. Um sich dessen Gestaltung gänzlich anzunähern, hatte sie sich ein entsprechendes Kostüm genäht. Ihre Intervention war so irritierend, dass sie von besorgten Aufsehern abgebrochen wurde. Eva Haller entschloss sich zu einer Performance auf der Rialto-Brücke. Ganz schwarz gekleidet, wollte sie Passanten schwarze und weiße Karten überreichen. Schließlich stellte sie sich in den Scheitel der Brücke, wurde still, schloss die Augen und ließ den Kreuzungsstrom der Brücke durch sich hindurchströmen. So wurde sie zur Skulptur und die Brücke zu ihrem Sockel. Katja Andres hatte während der Reise Geburtstag. Dieses Ereignis war Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Aktion: Sie verteilte an ausgewählten Stellen im Stadtgebiet Abreißzettel, auf denen einerseits ein kleines künstlerisches Original, andererseits die Einladung zum Geburtstagsfest am Abend befestig war. Auch wenn nur ein fremder Gast erschien, war die Aktion geglückt. Canalettos Venedig-Veduten inspirierten Susanna Endres für ihre Performance. Sie suchte seine historischen Standpunkte auf und zeichnete ihrerseits eine aktuelle Vedute in gleicher Perspektive. Dazu hatte sie sich ein Stativ mit aufgespannter Folie gebaut. Melanie Fritz spielte mit den gehetzten Passanten und Touristen der Stadt. Schaute einer besonders grimmig, überreichte sie ihm freundlich ein lustiges Gesicht und entspannte so manche Situation. Sabrina Franz bespielte einen Teil des Campo di Santo Stefano. Hier verteilte sie Passanten ein besonderes Getränk und kam so auf unterschiedliche Weise mit ihnen in Kontakt. Maria Salamanek arbeitete mit Eislöffeln und gab manchem Kontext damit eine überraschende Wendung.
Tobias Loemke