"Laborschule Bielefeld: Ein Lebens-, Lern- und Erfahrungsort für Kinder und Jugendliche"
Vor vollbesetztem Zeichensaal stellte Frau Thurn am 02. Februar 2010 die Laborschule Bielefeld vor, die sie seit 1990 leitet. Sie erklärte Aufbau und Ziele ihrer Schule, die auch für Studierende, Forschende und Lehrende unserer Universität von beachtlichem Interesse waren: Jeder, der forscht, soll auch den ganz normalen Schulalltag erleben. Und jeder, der an der Schule unterrichtet, soll die Möglichkeit erhalten, sein eigenes Tun zu erforschen und zu evaluieren. Frau Thurn strich die besondere Bedeutung der Individualisierung des Lernens an der Laborschule heraus. Sie forderte die Lehrer dazu auf, die Schüler nicht immer mit ihren Schwächen zu konfrontieren, sondern ihre Stärken zu spiegeln und sie individuell zu fördern. In Deutschland müsse die Kultur des Misstrauens bekämpft und eine Kultur des Vertrauens und der Bestärkung erzeugt werden. Die Individualisierung des Lernens und der Lernbegleitung kann an ihrer Schule sogar so weit gehen, dass sich die Lehrer vor der Vergabe eines Abschlusses fragen, was der betreffende Schüler mit diesem Abschluss erreichen will, was er kann und welcher Grad hierfür nötig ist. Unter diesem Aspekt war interessant zu hören, dass Frau Thurn einen Abschluss nicht als Beendigung einer Lernzeit, sondern als Anschluss zu etwas Neuem versteht.
Gerade den Studierenden und Referendaren machte sie Mut, Schule alternativ zu denken. So forderte sie die Zuhörer auf, mit kleinen Schritten im eigenen Bereich Veränderungen zu wagen und zu kommunizieren. Kein Schulleiter stünde diesem Eigenengagement im Weg: „Eine andere Schule ist möglich, wenn wir den Mut dazu haben!“
Der Vortrag konnte durch die großzügige Unterstützung der Frauenbeauftragten realisiert werden. Herzlichen Dank!
Tobias Loemke
Foto: Andreas Kragler