Verknüpfung Lehrerfortbildung-Praktikum


Konzept zur gekoppelten Lehrerfortbildung (LFB-Koppel)

WerkunterrichtUm Kunsterziehern an den mittelfränkischen Realschulen eine Möglichkeit für Fortbildungen im praktischen Bereich zu eröffnen, gab es bislang im Regierungsbezirk gelegentlich eintägige Angebote. Kreative Schaffensprozesse können in solch kurzen Zeiträumen nur bedingt entstehen, keinesfalls aber vertieft und zu ausgefeilten Ergebnissen führen. Gerade diese Erlebnisse sind jedoch bei der Vermittlung von Kunst im Unterricht eine wesentliche Voraussetzung. Daher haben Mitarbeiter des Lehrstuhls Kunstpädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Praktikumsamt und der MB-Dienststelle ein Konzept für eine einwöchige Fortbildung erarbeitet, das neben diesen Schaffensprozessen minimale Belastung für die betroffenen Kollegien durch Vertretungseinsätze der Studierenden aus dem Lehrstuhl einbezieht.

erste Besprechung im LehrstuhlAm 14. Februar und damit vier Wochen vor Beginn des eigentlichen Fortbildungstermins erhielten drei Kunsterzieherinnen der Markgraf-Georg-Friedrich Realschule eine Führung im Lehrstuhl. Sie lernten dabei die verschiedenen Ateliers, Werkstätten, Materialien, Geräte, Maschinen und die inhaltlichen Angebote und Möglichkeiten für die einwöchige Fortbildung vom 12. – 16. März kennen und konnten mit diesen Hintergrundinformationen bis zur eigentlichen Fortbildung ein Konzept für ihre individuellen Erkundungen oder Vertiefungen entwickeln. Dabei reichte die Palette vom Erwerb des Maschinenscheins für den Unterricht im Fach Werken zu Bildbearbeitung und Videoschnitt an MAC und PC und von der Bildhauerei mit Einsatz einer Kettensäge bis hin zur Malerei. 

Unterricht mit den PraktikantenDirekt im Anschluss an diese Führung trafen die Lehrkräfte auf ihre Praktikanten-Tandems, mit denen sie für jede unterrichtete Klasse eine Unterrichtsequenz von drei Wochen Umfang planten. Feinplanungen zum Unterrichtsverlauf und die Erstellung der Unterrichtsmaterialien wurden in den folgenden Wochen vertieft. Diese Sequenzen wurden in der Woche vom 5. – 9. März in den Klassen von den Kolleginnen und den Praktikanten eingeführt.

Während die Lehrkräfte in der Woche vom 12. – 16. März im Lehrstuhl ihr Fortbildungskonzept mit Unterstützung der Lehrstuhlmitarbeiter umsetzten, vertraten die beiden Studierenden als Tandem die jeweilige Lehrkraft im Unterricht. Aus rechtlichen Gründen und zur Absicherung der Tandems wurde dazu offiziell jeweils eine weitere Lehrkraft als Vertretung zugeordnet. Diese Maßnahme war als Sicherheitsstufe eingeplant, falls die Praktikanten unerwartet Hilfe brauchten, wurde in der Praxis aber nicht abgerufen.

PappcacheIn der dritten Woche arbeiteten Studierende und Lehrkräfte wieder zusammen in den Klassen und besprachen jeweils die in der zweiten Woche entstandenen Arbeiten, Auffälligkeiten im Unterrichtsverlauf usw.

Mit dieser Methode wurde einerseits den Kunsterzieherinnen die Gelegenheit gegeben, auch nach dem Studium in kreativ schaffende Prozesse zu finden, ohne diese immer wieder unterbrechen zu müssen. Andererseits wurden in den konkreten Arbeitsphasen aktuell verfügbare Informationen und Erkenntnisse aus Forschung und Lehre vermittelt.

Die Studierenden erhielten über diese gekoppelte Fortbildung konkrete Einblicke in die Vorbereitung der Unterrichtssequenzen, erlebten Unterricht als aktiv Lehrende im Zweierteam und erfuhren in den Reflexionsphasen entsprechendes Feedback.

Kunstbetrachtung und Kunsttheorie mit Michael Schmidt-SteinFür die Umsetzung sehr wesentlich ist die Anerkennung der dreiwöchigen Aktivitäten der Studierenden als in der LPO I verankertes Praktikum nach §34, 1, 2 oder als äquivalente Anteile aus Satz 3.

Der finanzielle Aufwand für diese geplante Fortbildung reduzierte sich dank vorhandener Infrastrukturen, personeller und materieller Ressourcen allein auf die entstandenen Fahrkosten.

Konzept bedingt eignet sich für die Fortbildung nur das Zeitfenster außerhalb des Vorlesungszeitraums innerhalb der Schulzeit, grob also Mitte Februar bis Mitte April. Der Zeitraum zu Beginn des Schuljahres scheint weniger geeignet, weil u.U. zu diesem Zeitpunkt die Klassengemeinschaften, die verschiedenen Arbeitsdienste und die Vertrautheit der Schüler mit den Räumen, Lehrkräften und Unterrichtsinhalten noch nicht genügend gefestigt sein können.

erste Besprechung im LehrstuhlDas Konzept wurde in Zusammenarbeit mit der Leiterin des Lehrstuhls Kunstpädagogik der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Frau Dr. Liebmann-Wurmer entwickelt. Neben diesem Konzept finden im Lehrstuhl seit einiger Zeit auch die BL-CAD-Fortbildungen statt, eine Kooperation der ALP Dillingen und der MB-Dienststellen für die Weiterqualifizierung von IT-Lehrkräften. Somit bildet das hier vorgestellte Konzept einen weiteren Baustein für ein umfassendes regionales Fortbildungsangebot für Lehrkräfte.

in der BildhauerwerkstattWie aus der Evaluation ersichtlich wurde, konnte die konkrete Zusammenarbeit in der Unterrichtsvorbereitung und in der unterrichtlichen Umsetzung zwischen den Lehrkräften und den Studierenden-Tandems beide Seiten bereichern. Daneben wurden die Erwartungen an die Ergebnisse der aktiven Unterrichtsgestaltung bei den Studierenden deutlich übertroffen. Einige Tandems haben sich weit über das erwartete Maß in die Vorbereitungsphase und in die Unterrichtspraxis eingebracht. Auch das Erleben der Kommunikation im Lehrerzimmer zu unterrichtlichen und pädagogischen Belangen wurde dabei als sehr positiv bewertet. Eine Ausweitung dieses Konzepts auf andere Fächer wurde im Feedback von allen Praktikanten gewünscht.

im MalsaalBei einer Nachbesprechung mit dem Ministerialbeauftragten für Mittelfranken, Herrn Seitz wurde das Konzept vollständig bestätigt, die Zusammenarbeit zwischen Universität und Schulen genießt derzeit hohe Akzeptanz, so dass das Konzept, das zunächst im Rahmen des Modus-Status der Markgraf-Georg-Friedrich Realschule möglich war, im kommenden Schuljahr auf alle mittelfränkischen Realschulen übertragen wird.

Norbert Forster