Interdisziplinäres Verbundforschungsprojekt - gefördert durch die STAEDTLER-Stiftung
Die Bedeutung des Schreibens und kreativen Gestaltens für die Entwicklung des Menschen
Warum zeichnen, malen und schreiben wir? Welchen Gewinn bringt es uns, wenn der Stift in der Hand unsere Wahrnehmungen, Erlebnisse, Gedanken begleitet, notiert, entwickelt?
Die Erfindung von Bild- und Schriftzeichen ist untrennbar verbunden mit der kulturellen Entwicklung der Menschheit. Sowohl das bildhafte Gestalten als auch das Schreiben sind Ausdrucks-, Darstellungs- und Gestaltungsmedien, die in der Bildung und Selbstbildung wie auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation eine wesentliche Rolle spielen. Im Gegensatz zu den flüchtigen, performativen Medien der gesprochenen Sprache und der Gestik sind bildliche und schriftliche Aufzeichnungen hinterlegte Spuren, die über große Zeitabschnitte und räumliche Entfernungen hinweg Informationen festhalten und vermitteln. In der heutigen von neuen Medien geprägten Gesellschaft stellt sich die Frage, welche Rolle dem Schreiben und kreativen Gestalten in Zukunft noch zukommt.
Dieser Frage widmet sich seit 2010 ein Verbundforschungsprojekt mit dem Titel "Die Bedeutung des Schreibens und kreativen Gestaltens für die Entwicklung des Menschen". Eine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat sich zur Aufgabe gestellt, die Wirkungen des eigenhändigen Schreibens, Zeichnens und bildnerischen Gestaltens aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen. Kooperationspartner sind die Fakultät Design der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg sowie das Institut für Schul- und Bildungsforschung in München. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich nicht nur durch Interviews und Werkanalysen, sondern auch durch psychologische Tests und neurologische Messungen (fMRT) positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Menschen nachweisen lassen - und zwar nicht nur bei jüngeren Menschen, sondern auch noch in der Lebensphase nach der Berufstätigkeit. Ein zentrales Anliegen ist liegt daher auch in der Erforschung der Voraussetzungen, die nötig sind, um dieses Potential noch effektiver nützen zu können. Das Verbundforschungsprojekt ist in fünf interdisziplinäre Teilprojekte untergliedert. Alle fünf Vorhaben beziehen sich auf den Lebenslauf des Menschen und stellen den Aspekt der Bildung – Ausbildung, Persönlichkeitsbildung und Selbstbildung – ins Zentrum:
- Denken und bildnerisches Gestalten - Details
- Schreiben und Malen in der Biographie - Zur ästhetischen Gestaltung von Identität und Alterität - Details
- Lesen, kreatives Schreiben und Malen als Freizeitbeschäftigung von Grundschulkindern - Ein interdisziplinäres Projekt zu Wechselwirkungen von schulischen und außerschulischen Umwelten - Details
- Kreatives Schreiben und ästhetisches Gestalten - Über die Bedeutung der Verbindung von kreativem Schreiben mit illustrativen Gestaltungsformen für die Entwicklung von Kreativität - Details
- Persönlichkeitsbildung durch künstlerisches Gestalten: Neuro-kognitive-psychosoziale Wirkungen kunstpädagogischer Interventionen in Lebensübergängen - Details
Die fünf Teilprojekte befassen sich aus unterschiedlicher Sicht mit den Phänomenen und auch mit dem Nutzen des Schreibens und kreativen Gestaltens für die Bildung und Selbstbildung von der Kindheit bis ins hohe Alter – mit den Auswirkungen auf lebenslanges Lernen, Kreativitätsentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung und Salutogenese. Im Zentrum stehen Fragen nach den Voraussetzungen, Auswirkungen und Förderungsmöglichkeiten des Schreibens und kreativen Gestaltens, aus deren Beantwortung sich auch bildungspolitische Impulse ergeben können. Inhaltlich weisen die Teilprojekte vielfältige Verknüpfungsmöglichkeiten auf, die in den halbjährlich stattfindenden Workshops ausgetauscht und diskutiert werden.
Im ersten Projektjahr wurden Grundlagen erarbeitet, Doktoranden gefunden, Forschungsdesigns entwickelt, Probanden akquiriert und die Erhebungsphasen begonnen. Im zweiten Projektjahr werden die Erhebungen fortgeführt, und die Auswertungsphase beginnt. In einigen Projekten ist es geplant, bereits Zwischenergebnisse vorzustellen, z.B. in Form von Ausstellungen und kleineren Publikationen.
14. März 2012 - Liebmann-Wurmer